Blog

Zurück
Sept. 7, 2020

Ab fall – Auf fall – Wert fall

Aus hochwertigem Zivilisations-Müll zweckmässige, schöne Gebrauchsgegenstände kreieren

Ja, ja ich habe mir letzthin ein Coaching gegönnt. Mein Sammeltick für all diese hochwertigen, genial ausgedachten, funktional hervorragend durchdachten, von gescheiten Menschen am Reissbrett oder im CAD Programm entworfenen und dann auf super schnellen, hoch automatisierten Maschinen produzierten Massen-Verpackung-Becher-Beutel-Tüten-Schachteln-Dosen-Gläser; dieser Sammeltick ist zu meiner Belastung geworden.

   Haha das ist auf dem Balkon gesammelt. Plus 23 Ifco im Keller!

Wenn ich den Macadamia Nuss Beutel aus der Migros nicht mehr wegwerfen kann, wenn die Tetra Milch Packung mit magischer Kraft mich hindert, sie in den Abfallsack zu werfen, wenn ich die Plastik Dösli von meinen Multivitaminen nicht mehr loslassen kann, dann lieber Freund, scheint mir etwas aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. 

Dreimal habe ich in den letzten drei Jahren meinen Keller geleert. Jedes mal 23 grosse Ifcokisten, fein säuberlich gefüllt mit ausgewaschen Tetrapacks, mit Döslis, mit schönen Kartonschachteln, Blechkistchen, mit Plasikkübeli vom Mandelmuss und von der Hefe- Bouillon, mit Plastikbeuteln von Nüssen, Feigen, Dattel, Oliven, Waschmitteln, mit Alu Bier Dosen, Nespresso Kapseln alles sauber gewaschen, Glasgläser von Konfi, Gürkli, Tübli und Fläschli von Kosmetik Produkten. Leimresten mit Aceton weggemacht. Oh je der Leim. Da gibt’s Leime, die halten so fest und klebrig, für Ewigkeiten gedacht. Die hasse ich. Die, welche mit heissem Wasser leicht ablösbar sind oder überhaupt von Hand abziehbar sind, die liebe ich. Echt eine wahre Freude für mich, alle diese sauberen, qualitativ hochwertigen Behälter zu sehen. Was steckt da nur bloss hinter diesem Sammeltick?

   

Ich denke konstant und stets: „ was könnte ich, was könnte man aus diesen Produkten bloss nochmal herstellen, kreieren, für was und wie nochmals einsetzen? Es scheint mir so schade, alles einfach in den Güsel zu werfen, ent-sorgen, weg damit“.

  Mini Erdbeer-Kischtli und ein altes Ledergilet von meinem Vater seelig.

Also wenn ich dran denke, wird mir trümmlig. 

Wie viel Aufwand an Hirn-Kreativität, Denkleistung, Know How, Materialkunde, Qualitätssicherung, Marketingkrieg, Verkaufsstrategie, einhalten müssen von gesetzlichen Vorgaben und deren Verordnungen, Produktions-Investitionen, Logistik Anforderungen, Präsentation- und Ausstellungs-Anforderungen für den Verkaufspunkt, so viel Aufwand. Allem, allem, allem muss die Verpackung entsprechen. Muss den Inhalt schützen vor mechanischen Einflüssen, vor Lichtstrahlung, vor Wärme, vor Fremdgerüchen, vor chemischen Einflüssen, vor Nässe und Feuchtigkeit, vor schmutzigen, von Bakterien- und Viren belasteten Nasen grübeln – Füdlifingern, vor Corona Atem- und Speuz. Muss über alle dem vollautomatisch abfüllbar, verschliessbar, bedruckbar sein und so stapelbar, verpackbar in der nächstgrösseren Einheit, das möglichst wenig Luft dazwischen ist. Und die Verpackung darf einfach nicht kaputt gehen, vor allem die Beutel nicht. Schöne Bescherung, wenn der Olivenbeutel Platzen täte. Oder das Flüssigwaschmittel, das Tetrapack. 

Und so ein Qualitätsprodukt soll ich einfach wegschmeissen, einfach so.

Wenn ich z. Bsp. den Macadamia Nuss Beutel mit heissem Wasser auswasche & trockne, (was nicht mal nötig wäre, ist ja kein Gift sondern ein trockenes Lebensmittel, das da drin war), um dann eigene Lebensmittel wieder rein zu tun, finde ich das voll cool. Ein Sandwich zum Bsp. anstatt das Sandwich mit Plastikfolie bombensicher x Mal zu umwickeln. Der Macadamia Nussbeutel hat ja schon den Beweis erbracht, dass er top sicher ist.

Zurück zu meinem Coaching. Ich musste da eine Handhabe finden, mich zu lösen. Innerlich frei werden von meinem Weltverbesserungs-Retter-Syndrom. Zu sehr waren alle diese wunderbaren Wertstoffe als Mahnmal für meinen Industrie-Zivilisations-Konsum-Verbrauch stets vor meiner Nase. Liegen da als mögliche Ressource im Keller und auf dem Balkon, in meinem Kopf Ideen was „man“ alles könnte, sollte mit diesen Wertstoffen. Mehr als „nur“ Heizungsmaterial für die Kehrichtverbrennungsanlage. Wohin gehen wohl die ganzen Schlacken von diesen zig Tonnen Kehricht, die jeden Tag verbrannt werden. Löst sich ja nicht alles in Luft auf? Zum Düngen ist dieser Mist wohl kaum geeignet. Wird das eigentlich in der Schweiz, in unserer schönen, sauberen, heilen Schweiz deponiert? Wenn ja, wo? Wer hat da sein Land zur Verfügung gestellt? Welche Gemeinde liegt da grad nebenan? Oder wird mein Dreck ins Ausland gekarrt?

Nein, spannender Artikel zur ganzen Abfallentsorgungsproblematik und den Umgang mit den, aus der Verbrennung anfallenden Schlacken.

Geschichte der Kehrichtverbrennungsanlagen   (Internet)

Liste von Schlacken Deponien in der Schweiz   (Quelle: bfu, admin.ch)

Eben, der Kopf voller Ideen, Keller und Balkon voll eigener Zivilisation-Konsum-Verpackung. Wie die beiden zusammen führen? Im Grossen, vergiss es Kleiner. Rentiert hinten und vorne nicht. Wer würde meine Arbeitszeit zahlen? Material kostet ja nicht. Wer würde für eine meiner super kreativen Sammel-Ordnungsbox 82.56.- CHF bezahlen, wenn im Hornbach, Migros Office World das gleiche in Plastik für 8.- CHF zu haben ist?

     

Dafür im Kleinen, gute Idee Grosser. Konsequenz aus meinem Coaching.:

Mein Kleines konkret umsetzen mit Freude und Kreativität. Mich an dem Freuen, was ist. 

Das könnte, sollte, müsste loslassen.

So, so, schön und gut, macht Mut. So habe ich nun Freude an diesen, meinen konkret umgesetzten Wertstoff-Recycling-Upcycling-Supercycling Gegenständen.

  IMG_20200221_175132   

Blumenvase aus Zeitungspapier und Tetrapac, Espresso Tasse / Aschenbecher / Kugelihalter aus Zeitungspapier und Tetrapack, Sammelboxen oder Büchergestellboxen aus Kartonschachteln, Tetrapack, gebrauchten Flipchartbögen, Aromaöl-Massageöl Köfferchen aus Mini Gittern für Erdbeeren und einem alten Ledergilet, für meine Verpflegungs-verpackung für meine Outdoor Aktivitäten verwende ich die Beutel von Nüssen, Feigen, Datteln und Co. Anstatt bei Transa für viel Geld kleine Flaschen für flüssige Lebensmittel zu kaufen, nehme ich eine 5 dl pet Flasche, setze eine Trichter drauf, giesse kochend heisses Wasser rein und schwupp, siehe da, sie schmiltz gleichmässig auf klein und eine kleine 2.5 oder 3 dl Flasche mit sicherem Schraubverschluss ist mein eigen. Tip top für Olivenöl, Sirup….

     

 

     

Ja da wäre natürlich noch der Hinweis, bester Thomas, dann schränke doch einfach Deinen Gotts erbärmlichen Plastikkonsum ein. Kaufe offene Ware, vor allem Lebensmittel. Kaufe: keine Kugelschreiber, kein Magnesiumpulver, keine Hefebouillon, keine Taifun Tofu, keine Vitamine D, B, C etc. Kapseln, keine Teigwaren, kein Quark, keine Sichtmäppli und Schnellhefter für Deine endlosen Unterlagen Deiner Naturheilpraktiker Ausbildung, keine Plastikschröpfgläser, keine Schlüsselanhänger-Beschrifter, keine Plastik Post it, kein Kackpapier, kein portionierten Käse, keine Essigreiniger, kein Fensterputzmittel, kein Mineralwasser, keine Cola, kein Shorle, keine Wäscheklübli, keine Ordnungsboxen für Deine Küchenschränke, kein elektrisches Gerät, kein Lineal, keine Arbeitssicherheitsschutzbrille, keine Zeitschriften, welche per Post zugestellt werden, kein Yoghurt mehr, weder Kuh, Geiss, Soja, keine Briden mehr, keine Klebstreifen & Klebebänder irgendeiner Art. Alles diese Produkte sind aus Plastik, enthalten Plastik, sind mit Plastik verpackt. Dabei weiss ich genau, dass meine dahergeredet Aufzählung mehr als unvollständig ist.

Für Deine offen Lebensmittel bewege Deinen Arsch und gehe in die Stadt Luzern. Zu Fuss oder per Velo. Oder mit dem Auto? Kaufe dort Deinen Reis, Mehl, Öl etc. offen ein. Und Gemüse beim Ammacher neben dem Hornbach. Alles offen & frisch vom Acker.

Ist doch voll doof, bester Thomas, Deine Einkäufe im Migros und Denner, vor Deiner Haustüre grad zwei Minuten zu Fuss, zu tätigen. Anderseits kannst Du dort ja alles frische Gemüse/Früchte auch offen kaufen.

Willkommen in meiner Plastikwelt. Ich schaue mich um in unserer schönen Wohnung. Ich sehe, mal ehrlich, einen alles beherrschenden Stoff. Geliebter-gehasster Plastik. Immer & überall, es gibt kein Entkommen. Habe mal gesammelt und gewogen. Unser kleiner Zwei-Personen Haushalt bringt es pro Jahr auf 60 kg Plastikabfall. Was das für ein Volumen ist, unglaublich. So eine Waschzeine (hier sammle ich allen Plastik separat, um ihn dann in den vollen Kehrichtsack zu drücken) voll Plastikabfall ist wie ein lebendiges Ungeheuer. Aufgebläht, quillt an allen Ecken und Enden irgendwie hervor. Lässt sich kaum fassen, springt zwischen den Händen raus, drängt sich weg, kaum lässt der Hände Druck etwas nach, plustert er sich auf, es ist ein Alptraum.

Fazit: 

Ich weiss es nicht. Versuchen bewusst ein zukaufen, was ich meine Not-wend-ig sei. Also nur das, von dem ich glaube, dass es meine körperliche, materielle, emotionale, geistige Not wendet. Klar was ist Not? Wo ist meine Not? Not Empfinden ist individuell und mein Not Level ein anderer als Deiner. 

Für mich ist mein Notlevel ein guter Indikator für Kaufentscheide, für Konsum Entscheide.

Sicher sind da auch un-not-wend-ige Entscheide drin. Haben-Wollen Entscheide, die so gar nichts mit Not abwenden zu tun haben.

Ich lebe damit. Und suche und finde weitere kreative Möglichkeiten, meinen geliebten Wertstoffen ein Second Life zu ermöglichen. Und sei es nur eine zusammengesteckte Plastikröhre aus 5 dl Petflaschen, um die Zeltstangen meines geliebten Hilleberg Zeltes zu versorgen, um sie vor Schäden durch mechanischen Einwirkungen während meinen Wanderungen, zu schützen.

  Oh Du mein Plastikwahnsinn, ich sehe Dich, ich schaue Dir in Deine Augen, Kleines!